Licht, Finsternis und Farbe in der Kunsttherapie

Sabine Kraus • 14. September 2025

Mit Licht, Finsternis und Farbe innere Balance finden


In den letzten Tagen habe ich meine Unterlagen aus verschiedenen kunsttherapeutischen Aus- und Weiterbildungen durchgesehen. Nachhaltig beschäftigt haben mich dabei meine Aufzeichnungen aus der kunsttherapeutischen Arbeit von und mit Liane Collot d’Herbois, die ich 1999 noch persönlich kennenlernen durfte.


Sie brachte das Thema Licht, Finsternis und Farbe als eigenständigen Ansatz in die anthroposophische Kunsttherapie ein. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stand die Wirkung der Farben, so wie sie uns in der Natur und am Himmel begegnen – stets im Spannungsfeld von Helligkeit und Dunkelheit, von dem, was vor und hinter dem Licht sichtbar wird. Die Farben, so wie wir sie wahrnehmen, wirken zugleich tief auf unser Inneres, berühren unsere Gefühle, unser Denken und prägen die Gestalt unserer Beziehungen ebenso wie die unserer Gesellschaft.


Beim Betrachten einiger Bilder konnte ich – wie so oft – spüren, wie sehr wir heute, sowohl individuell als auch gesellschaftlich, mit einem Ungleichgewicht dieser drei Kräfte konfrontiert sind.


Licht- und Finsterniskräfte in uns


Vereinfacht gesprochen werden die Finsterniskräfte mit dem Körperlichen verbunden – mit dem Instinktiven, dem Beweglichen und unseren Stoffwechselprozessen. Die Lichtkräfte hingegen stehen für das Mentale, das Verstehen und das Geistige in seiner höchsten Form. Nicht umsonst sagen wir spontan: „Mir geht ein Licht auf!“


Farbe wirkt dazwischen: Sie schwingt im seelischen Bereich und verbindet Körperliches und Geistiges. Auch in unserer Sprache zeigt sich dies: Wir sagen etwa „Ich sehe Rot“, „Lass uns das Blau vom Himmel holen“ oder „Ich komme auf keinen grünen Zweig.“ Zudem ordnet jeder von uns Farben instinktiv bestimmten Gefühlen zu – verbunden mit Erfahrungen oder manchmal auch passend zur momentanen Stimmung.



Auch die moderne Psychologie und die Manifestations-Szene arbeiten heutzutage sehr konkret mit der Wechselwirkung zwischen Denken und Fühlen, um die äußere Realität mitzugestalten:

  • Gedanken beeinflussen, wie wir uns fühlen.
  • Gefühle können umgekehrt bestimmte Denkmuster anstoßen.

Unsere Gedanken und Gefühle sind eng mit unserem vegetativen Nervensystem – also unserem Körper – verbunden. So können depressive Zustände ein Gefühl von Antriebslosigkeit und Müdigkeit nach sich ziehen; manche beschreiben dies sogar als eine Art Dunkelheit oder Finsternis, die sie umgibt. Zudem kann mentale Überlastung Symptome wie Angst- oder Panikgefühle, Atemnot, Druck auf der Brust oder permanente innere Unruhe auslösen.



Unsere Zeit:

Überreizt, erschöpft, orientierungslos - eine Dysbalance im zwischen zwischen Licht- und Finsterniskräften.


Heute kämpfen viele Menschen mit Erschöpfung, Sinnfragen oder Orientierungslosigkeit. Manche erleben tiefe Müdigkeit und Antriebsarmut, andere versuchen möglicherweise durch Überengagement, Leistung und Kopfarbeit ein Gefühl der Leere zu überdecken.


Beiden Extreme verdeutlichen die gesellschaftliche Schere inmitten derer wir stecken – und gleichzeitig offenbaren sie uns das Ungleichgewicht zwischen den Licht- und Finsterniskräften in uns.


Dieses Ungleichgewicht begünstigt, dass Gefühle unklar, wechselhaft oder sogar unkontrollierbar werden. Auf individueller Ebene kann dies zu innerer Unruhe oder impulsivem Handeln führen. Gleichzeitig spiegeln sich diese inneren Zustände aber auch auf gesellschaftlicher Ebene wider – in Spannungen zwischen Menschen, kollektiven Konflikten oder Stimmungen, die ganze Gemeinschaften prägen und beeinflussen.


Kunsttherapie - ein Weg zur inneren und äußeren Balance?

In der Kunsttherapie – sei es als künstlerische Stressbewältigungsmethode oder therapeutisch im Rahmen manifester Erkrankungen – nutzt du bewusst und gezielt deine inneren Kräfte. 


Es geht darum, im malerischen Prozess die aus der Balance geratenen Pole wieder einander anzunähern – aktiv und selbstbestimmt durch deine eigene Gestaltungskraft.


Kunsttherapeutisches Arbeiten kann besonders dann helfen, wenn du dich in einem Zustand von Erschöpfung, Sinnlosigkeit oder Überlastung befindest.

Typische Anzeichen sind:


  • Grübelei und innere Unruhe
  • Selbstzweifel und ein überforderter Kopf
  • ein reizüberflutetes Nervensystem
  • herabgesetzte Resilienz gegenüber äußeren Reizen
  • das Gefühl funktionieren zu müssen
  • Wellen von Müdigkeit und Antriebslosigkeit bis hin zu Schlafstörungen
  • Erschöpfung bis hin zum Gefühl von innerer Leere


Diese Prozesse entwickeln sich oft schleichend und können zu einem dauerhaften Ungleichgewicht führen. In der malerischen Arbeit bringst du diese Kräfte wieder in ein gesundes Gleichgewicht – bevor sich ein manifestes, chronisches Krankheitsbild entwickelt, das deutlich schwerer zu behandeln ist.


In meiner Arbeit geht es darum, durch kreative Prozesse einen geschützten Raum zu schaffen, in dem Körper, Seele und Geist wieder in Balance kommen können. So kannst du frühzeitig gegen Erschöpfung und Überlastung vorbeugen, bevor sich ein chronisches Krankheitsbild manifestiert.


Zurück in die Balance


Wenn du spürst, dass es Zeit ist, deine eigenen Kräfte wieder in Harmonie zu bringen, melde dich gerne bei mir. Eine Zusammenarbeit ist auch online möglich. 


Künstlerische Vorkenntnisse oder ein bestimmtes Talent sind nicht erforderlich. Alles, was du brauchst, ist der Wille, dich auf einen neuen Prozess einzulassen, Freude am Experimentieren und Interesse am Umgang mit Farben.


Herzliche Grüße


Sabine




von Sabine Kraus 7. Oktober 2025
Spuren im Wandel - Leben, Licht & Farbe im Universum
von Sabine Kraus 29. September 2025
Zwischen den Polen Heute, als ich mit meinem Hund im Wildpark spazieren war, begegnete ich wieder diesem uralten Prinzip: Dem Spannungsfeld zwischen Kampf und Nähe, Angst und Sicherheit, Anspannung und Entspannung. Ich erfuhr im Gespräch, dass ein Marder einen Pfau geholt hat, und wie Tiermütter ihre Jungen verteidigt haben und dabei selbst ihr Leben geopfert haben. Ich beobachtete, wie Hirsche gerade in der Brunftzeit mit aller Wucht gegeneinander antreten, und Tiere in der Umgebung oder sie selbst sogar Verletzungen erleiden. Und dann komme ich nach Hause, und in meinem Garten liegen wie so oft die freilebenden Rehe friedlich im Gras. Im Gegensatz zum Tierpark spürte ich den Impuls, zu entspannen und tief durchzuatmen. So wie ich es auch kann, wenn unser Hund Nähe sucht, Wärme schenkt und die Stimmung weich, zart und beruhigend wird. Beides existiert nebeneinander. Nicht als Widerspruch, sondern als Pole.
von Sabine Kraus 22. September 2025
Meditatives Malen - Raus aus dem Gedankenkarussell Kennst du das? Dein Kopf denkt und denkt, du drehst dich mit deinen Fragen und Überlegungen im Kreis, suchst nach Antworten, willst verstehen. Manchmal hängen wir in Themen, Situationen oder Beziehungsdynamiken fest, ohne zu wissen, wo wir in diesem Kontext eigentlich selber stehen. Der Verstand produziert Bilder, Stimmen, Zweifel – ein ganzes inneres Team, das unermüdlich an Lösungen bastelt, um wieder Oberwasser und Kontrolle zu bekommen- weil das Gefühl von Unbekannt dich im Inneren verunsichert. Dabei geht es oft gar nicht darum, eine Lösung zu finden. Vielmehr geht es darum, zu fühlen, bewusst wahrzunehmen und zu erkennen, was die äussere Situation in dir bewegt. Genau hier kann intuitiv-meditatives Malen helfen.
von Sabine Kraus 26. August 2025
Kreativität ist kein Luxus – Kinder brauchen Räume für Gefühle Jetzt, zum Schulstart, ist es mir ein Anliegen, einmal über das Thema Lernen und Schule zu schreiben.  Für mich persönlich war die Schulzeit meiner Kinder ein sehr kräftezehrendes Abenteuer – und genau deshalb ist es mir wichtig zu zeigen, wie wichtig es ist, Kinder frühzeitig in ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen und zu unterstützen.
von Sabine Kraus 18. August 2025
NeuroGraphik - Meine ersten Schritte In der letzten Woche habe ich mich entschieden, mein Wissen zur NeuroGraphik zu vertiefen und mich direkt zu einem NeuroGraphik Basiskurs angemeldet. Am Wochenende konnte ich es dann kaum erwarten: Ich habe mir die ersten drei Webinare angesehen und gefühlt 24/7 geschaut und gezeichnet, weil es soviel Spass machte.
von Sabine Kraus 11. August 2025
Im Hier und Jetzt ankommen – neue Perspektiven entdecken Unser Leben ist wie ein Strom, der unaufhaltsam weiterfließt – von der Quelle bis zur Mündung. Zwischen To-do-Listen, Gesprächen, sozialen Medien, endlosen Informationen, Beziehungsgeschichten und Beruf – und inzwischen auch der leisen, aber allgegenwärtigen Präsenz künstlicher Intelligenz – vergessen wir oft, dass das Leben immer nur im Moment geschieht. Wir treiben im Fluss der Veränderung und verlieren in all dem leicht den Kontakt zu uns selbst – zu unserer leisen inneren Stimme, die uns sagt, was wir wirklich wollen und brauchen.
von Sabine Kraus 8. August 2025
Kreatives Wachstum und Selbstwert. Individuelle „Blumen des Lebens“ und ein Dankbarkeitsbaum als Symbol für Gemeinschaft und persönliche Spuren.
von Sabine Kraus 4. August 2025
Wenn das System zu eng wird – Kunsttherapie für besondere Kinder Warum ich Kinder begleite, die „anders ticken“  Ich begleite Kinder, die „anders ticken“, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie schwer es sein kann, sich in einem System zurechtzufinden, das vor allem die Norm sieht und alles Abweichende oft als „falsch“ bewertet. Auch ich habe als Kind und Jugendliche erlebt, wie schnell man als zu sensibel, zu wahrnehmend oder „besserwisserisch“ abgestempelt wird und sich dadurch immer wieder selbst in Frage stellt. Ebenso durfte ich mit meinen eigenen Kindern erfahren, wie oft ein Verhalten, das von der Norm abweicht – nicht nur in der Schule, sondern auch innerhalb der Familie und in Beziehungen – schnell als „schwierig“ abgestempelt wird.
von Sabine Kraus 2. August 2025
Kunsttherapie Oberberg Heute möchte ich dir Kunsttherapie Oberberg vorstellen – Mein Atelier für Prävention und Selbstausdruck, in dem ich Kunsttherapie und künstlerische Biografiearbeit anbiete – ergänzt durch wechselnde Workshops. Mein Angebot richtet sich in erster Linie an Erwachsene, die sich innerlich neu sortieren wollen oder privat wie beruflich eine neue Richtung einschlagen möchten. Besonders am Herzen liegen mir Menschen, die „anders ticken“ – Hochsensible, Hochbegabte, Kreative, Künstler und alle, die abseits gängiger Lebens-, Liebes- und Arbeitsformen ihren eigenen Weg suchen. Denn in unserer Gesellschaft ist es oft nicht leicht, die eigene Vielfalt anzunehmen und zu integrieren. Generell ist es mir ein großes Anliegen, dass wir lernen, Vielschichtigkeit und Kreativität als Stärke zu begreifen, um mental, emotional sowie intuitiv gestärkt und selbstbestimmt die Herausforderungen der heutigen Zeit zu meistern.
von Sabine Kraus 27. Juli 2025
. KunstLogbuch KW 30 In diesem Beitrag nehme ich dich mit in einen Ausschnitt meines Malprozesses. Dabei zeige ich dir, wie Gedanken, Gefühle und innere Spannungen in der Arbeit am Bild sichtbar werden und sich wandeln. Es geht nicht nur um Farben und Formen, sondern um eine innere Reise – und dass am Ende ein Bild entsteht, das als persönlicher Anker dienen kann. Zwischen Freude und Erwartungsdruck: Was im Malprozess sichtbar wird In den letzten zwei Wochen ist mir immer wieder aufgefallen, wie schwer es vielen Menschen fällt, wirklich ihrer Freude zu folgen. I ch schließe mich da ein, denn auch bei mir schaltet sich oft der Verstand ein und flüstert: "Nur aus Freude zu handeln reicht nicht. Das ist nicht sinnvoll genug." So passiert es schnell, dass wir äußeren Erwartungen folgen, um den entstandenen inneren Druck auszugleichen. Meist greifen wir dafür auf vertraute, aber längst nicht mehr hilfreiche Muster zurück – einfach, weil sie uns so vertraut sind. Vom Gedanken zum malerischen Prozess Wenn ich von transformativer Malerei spreche, gestaltet sich der Beginn oft so: Es ist, als würde eine „Frequenz“ rufen, die sichtbar gemacht und verwandelt werden möchte. Diesmal ist es eine Energie der Zersplitterung. Eine, die zwischen Freude und Druck schwankt . Einerseits strebt sie nach Freiheit und Leichtigkeit, andererseits wird sie von vielen Hindernissen gebremst. Gleichzeitig ist es ein kollektives Gedankengut, das vermittelt: "Sinn und Sinnhaftigkeit sind eher mit Schwere verbunden als mit Freude." Spiel, Zweifel, Stillstand Der Einstieg ins Malen war leicht: spielerisches Tun mit Farben, Pinseln, Händen – spontan und voller guter Laune. Doch dann tauchten Zweifel auf, und mein Verstand begann zu fragen: Was mache ich hier eigentlich? Macht das Sinn? Wohin soll das führen? Das ist doch nur Chaos. Diesen Moment kennst du vielleicht selbst – auch wenn woanders. Man ist mitten drin, und plötzlich meldet sich der innere Kritiker, eine Stimme, die alles infrage stellt. Die Freude am Tun rückt in den Hintergrund, und der Verstand übernimmt. Für mich ist das meist der Moment, in dem ich innehalte und eine Pause mache. Ein Bild entsteht selten in einem Zug. Es braucht Momente des Betrachtens, damit sich etwas wandeln kann.